Interview mit Klaus Marschall
(Inhaber und Leiter der Augsburger Puppenkiste)

Was hat Sie dazu bewogen die Weihnachtsgeschichte für die Augsburger Puppenkiste zu adaptieren?
Es ging uns darum, die biblische Weihnachtsgeschichte wieder in den Mittelpunkt des Festes zu bringen. Ich denke, dass über die vielen Geschichten um Weihnachten die eigentliche biblische Geschichte ein bisschen in den Hintergrund gerückt ist.

Können Sie uns etwas zu Entstehungsgeschichte von „Die Weihnachtsgeschichte“ erzählen? Wie können wir uns die Umsetzung vorstellen?
Die ersten Gedanken sind mir beim Anhören der Klezmer Musik gekommen: Bilder von Karawanen, die durch die Wüste ziehen und ein Kamel, das in der Wüste zu sehen ist. Das waren die ersten Bilder und dann habe ich mir überlegt: Wo fängt die Geschichte denn an? So haben wir begonnen die eigentliche Geschichte zu erzählen, auf der Baustelle, wo Josef der Zimmermann für seine zukünftige Familie ein Haus baut. Im nächsten Schritt werden dann die Bilder und Szenen festgelegt. Anschließend kommt die Dialogfassung. Das Stück muss ja in Dialogform gebracht werden, eine Arbeit die die wunderbare Judith Gadner gemacht hat.

Warum schneit es in der Weihnachtsgeschichte der Augsburger Puppenkiste nicht?
Wir wollten keine Südtiroler Berglandschaft haben, sondern die Geschichte dort hinsetzen wo sie passiert ist, nämlich in Nazareth/Betlehem, da schneit es selbst im Winter nicht.

Warum sprechen die Figuren unterschiedliche Dialekte?
Die Figuren sprechen unterschiedliche Dialekte, weil sie aus unterschiedlichen Teilen der Welt kommen, gerade die drei Weisen aus dem Morgenland sind aus vielen Ländern zusammengewürfelt. Es war uns wichtig, das in der Geschichte rüberzubringen.

Sie haben einmal in einem Interview gesagt: „Die Weihnachtsgeschichte geht uns alle an“. Was meinen Sie damit?
Ich denke, dass die Weihnachtsgeschichte eigentlich eine Geschichte ist, die sehr viel mit Not und Flucht zu tun hat. Das ist gerade in der heutigen Zeit ein Thema, das wirklich jeden angeht.

Die Weihnachtsgeschichte wird von wunderschöner Klezmer Musik untermalt. Können Sie uns mehr dazu erzählen?
Vor langer Zeit hatten wir einmal ein Konzert mit Klezmer Musik hier im Theater. Das hat mich eigentlich dazu bewogen, das Thema überhaupt anzugehen. Es geht mit darum, die Weihnachtsgeschichte in ihr Ursprungsland zurückzubringen und dazu passt gerade jüdische Musik sehr gut.

Was hat sie bewogen „Die Weihnachtgeschichte“ nach dem Theater auch ins Kino zu bringen?
Der große Erfolg. Wir haben sehr viel Zuspruch bei der Weihnachtsgeschichte bekommen. Es hat sich dann die Möglichkeit ergeben, diese nun auch einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Wir sind sehr glücklich, dass wir diese Produktion jetzt im Kino zeigen können.

Die erste Vorstellung der Augsburger Puppenkiste war 1948. Wie erklären Sie sich die anhaltende Popularität des Theaters?
Wir sind uns immer treu geblieben - das zahlt sich aus. Nach wie vor bin ich aber auch der Meinung, dass sich die Kinder nicht sehr verändert haben. Unterhaltung für Kinder funktioniert immer noch auf die selbe Art wie früher. Wir Erwachsene haben nur das Umfeld der Kinder verändert; gute Unterhaltung fasziniert Kinder aber immer noch.

Was ist das Besondere am Marionettentheater?
Es gibt eine Faszination, die vom Figurentheater ausgeht. Wenn wir heute die modernen Medien ansehen, dann wird alles immer perfekter, alles passt immer besser zusammen, sodass weniger Raum bleibt für die Phantasie der Zuschauers. Wir bedienen genau das was fehlt, wir bieten ein unvollständiges Bild an, das der Zuschauer im Kopf vervollständigen muss. Ich denke, das ist nach wie vor ein ganz wichtiger Bereich, um Kindern Kreativität beizubringen.

Haben Sie einen Weihnachtswunsch?
In erster Linie natürlich den typischen Weihnachtswunsch: Frieden auf Erden. Aber in zweiter Linie wünsche ich mir, dass hoffentlich sehr viele „Die Weihnachtsgeschichte“ der Puppenkiste sehen werden.

Augsburger Puppenkiste: Die Weihnachtsgeschichte nach Motiven aus den Evangelien des Lukas und Matthäus an den vier Adventssonntagen 2016 in über 200 Kinos in Deutschland und Österreich